Es war schön warm an diesem Abend, die BesucherInnen und die Musiker genossen die besondere Atmosphäre beim Waldkiosk. Schon ab 17 Uhr ertönten die erwarteten Töne und auch wenn sie erst geprobt haben, wurden die Musiker mit Applaus belohnt.
Das Konzert wurde als eine Hommage an Jimmie (Jimmy) Noone (* 23. April 1895 in Cut Off bei New Orleans; † 19. April 1944 in Los Angeles) einen US-amerikanischer Klarinettist des traditionellen Jazz angekündigt. Noone, dessen Ton als weich und romantisch beschrieben wird, galt neben
Johnny Dodds und Sidney Bechet als einer der besten Klarinettisten der 1920er Jahre.
Sein Interpret war Urs Schweri, der bei der „Joyfull Jazzband“ in Kanton Aargau neben der Klarinette auch Saxophon spielt und singt. Die begleitende Musiker waren:
Christoph Ramstein, Banjo/Gitarre, von der gleichen Band, Sepp Bachmann, piano, der in Wettswil eine eigene Jazzband führt und Jazzkonzerte organisiert,
Ivan Kubias, Trompete, Miro Steiner, Posaune,
Jirka Hoppe, Bass und Ivan Hrdina, Schlagzeug, alle in Höngg bestens bekannt.
Ursprünglich war der Abend am 7. Mai geplant, dann aber musste er wegen der Coronapandemie abgesagt werden. Dank dem Wirt,
Nicolas Blangey, der auch kurz vorbeigeschaut hat, konnte dieser Anlass dann coronakonform im Freien unter den schattigen Platanen durchgeführt werden.
Das wunderbare Ambiente hat wie immer zum Erfolg wesentlich beigetragen.
Die Musiker waren sich bewusst, dass die Art und der Klang der Musik des Jubilars nicht einfach zu wiedergeben wird. Schon die Zusammensetzung des „Jimmie Noone APEX CLUB ORCHESTRAs“ mit zwei Klarinetten oder Sopransaxophon, mit Tuba statt Kontrabass, ohne Trompete und Posaune, anders war. Doch man findet auch spätere Aufnahmen zusammen mit
King Oliver, Louis Armstrong, Kid Ory, Earl Hines u.a.
Und was war noch anders? Heinz Wirz war schon sehr früh an seinem Stammplatz. Er wurde von einer Wespe (der Name unbekannt) zweimal gestochen und von
Radana Hoppe warm behandelt, so dass es keine Beule gab. Nach längerer Zeit kamen
Susanna Peter und Felix Kramer vorbei. Susu machte zuerst eine Runde mit der Grünen Vase, bevor sie „New York, New York“, zu „Züri, Züri“ auf
züridütsch selber umgedichtet, zum Besten gab. In erster Reihe sitzend hat
Ondi Locher alles aufgenommen und dann auf seiner Tuba „Sweet Sue“ begleitet. Der Vorname der Vorerwähnten war da rein zufällig.
René Marin hat die Fotos geschossen, die
hier zu sehen sind. Auch Videoaufnahmen vom Bob Kouba kann man unten
unten anschauen.
Der Hauptakteur Urs schreibt dazu:
Gleich zweimal bin ich zu hohen Ehren gekommen: Von Ivan Kubias wurde ich als Gastmusiker zu einem Auftritt des Jazz Circle Höngg eingeladen und zusätzlich durfte ich bekannte Nummern des Klarinettisten Jimmie Noone interpretieren. Herzlich wurde ich von den anwesenden Musikkollegen empfangen und in die Band aufgenommen. Es freute mich riesig wieder einmal mit ihnen zu jazzen.
Im ersten Set spielten wir gleich drei Titel, welche Jimmie Noone einst berühmt machten: „Sweet Lorraine“, „I Know That You Know“ und „Love Me Or Leave Me“. Ein tolles, zahlreich erschienenes Publikum belohnte uns jeweils mit viel Applaus und guter Laune.
Nach der Pause, zur Einleitung des zweiten Sets, stellte ich dem Publikum ein paar Eckpunkte in Jimmie Noones Leben vor: 1895 in New Orleans geboren, Klarinettenunterricht beim erst 13jährigen Sidney Bechet, Leitung der Hausband im Apex Club mit Earl Hines. Hier wurde er Ende der 30ger Jahre zum Star mit Titeln wie „Apex Blues“ und „For Or Five Times“. 1944 war er mit der Band von Kid Ory in phantastischen, von Standard Oil gesponserten Radiosendungen zu hören. Er starb völlig unerwartet an hohem Blutdruck.
Danach durfte ich den legendären „Blues For Jimmie“ anstimmen, der zu seinen Ehren nach seinem Tod von seiner Stammband geschrieben und für ihn gespielt wurde. Auch die beiden weiteren Titel „Travelin’ All Alone“ und „ Four Or Five Times“, beides zwei typischen Nummern von Jimmie. Viel zu schnell war das Konzert dann auch schon vorbei. Es wird als eines meiner schönsten in Erinnerung bleiben. Dies dank dem berühmten Jimmie, der phantastischen Band, mit der ich spielen durfte und dem applausfreudigen Publikum.
Das schreibt Christoph:
Nochmals vielen Dank für’s Engagement vom gestern Freitagabend. Gratuliere Miro Steiner und Ivan Kubilas zum jahrelangen Engagement für den Jazz-Club Höngg und die Zürcher Oldtime Jazz-Szene. Der Memorial Abend für Jimmie Noone war ein großes Erlebnis. Dank den versierten Musikern, die vorher nie als Band zusammen spielten, und dank teils unbekannten alten Nummern war es ein unterhaltsamer, erfolgreicher Abend! Auch mit dem rothaarigen “Schwesterchen” Susu war’s lustig. Die Zürcher dürfen stolz, und alle Jazzmusiker dankbar sein.
Und Sepp: Der gestrige Abend mit dem Motto Jimmy Noone war musikalisch ein
tolles Erlebnis. Ich konnte für mich neue, aber auch mir sehr bekannte Stücke
spielen und der Programmmix war mir recht. Das Erlebnis war umso toller, weil
ich mit Musikern zusammen spielen konnte, die keine Mühe mit ihrem Instrument
hatten und im Stande waren, eigene Ideen und gegenseitige Anpassungen sofort
umzusetzen. Das ist das, was ich liebe, die Freiheit einer Jamsession, aber
konzentriert auf effektives Zusammenspiel.